Von Rübchen, Plinsen und Havelzander: Kulinarisches aus Brandenburg
Essen und Trinken in Brandenburg war in der Nach-Wende-Zeit kein guter Grund, das Land zu besuchen: es gab einfache, wenig schmackhafte Gerichte, wenn man überhaupt das Glück hatte, einen Gasthof zu finden.
Doch diese wenig gaumenfreundliche Situation hat sich im letzten Jahrzehnt massiv geändert: An Restaurants herrscht kein Mangel mehr und viele Brandenburger Landgasthöfe verwöhnen ihre Gäste mit Spezialitäten aus frischen, regionalen Produkten, landestypisch zubereitet.
Zum Beispiel Fisch: 3000 Seen und über 30.000 Kilometer fließende Gewässer machen Fisch zu einer der Hauptspezialitäten des Landes. Besonders beliebt ist der Havelzander, der in vielen Variationen zubereitet wird: Gegrillt, gebacken, gedünstet, auf Porreegemüse oder in Dillkruste mit Schmorgurken und Semmellinsenknödeln – in fast jedem Restaurant begegnet man einer eigenen Rezeptur. Auch Aal, Hecht, Forellen und Karpfen erfreuen sich großer Beliebtheit, so dass Fischfreunde in Brandenburg in jedem Fall auf ihre Kosten kommen.
Kartoffeln und Gemüse
Dass in deutschen Landen die Kartoffel eingeführt wurde, verdanken wir dem „Kartoffelbefehl“ des großen Friedrichs, König von Preußen. Er bestand darauf, dass die Bauern der Mark die neue Feldfrucht anbauen sollten und ließ sogar die Felder von Soldaten bewachen, um den Erlass durchzusetzen.
Kein Wunder, dass auch heute noch die Kartoffel in der Brandenburger Küche die Hauptrolle im Reich der Beilagen spielt! Reisende können bei einem Besuch des Flämings im südwestlichen Brandenburg eine lehrreiche „Kartoffeltour“ buchen, die der dortige Tourismusverband anbietet.
Neben den aus der traditionellen deutschen Küche nicht wegzudenkenden Kartoffeln gilt Brandenburg auch als „Gemüsegarten Berlins“. Berühmt sind z.B. die Spreewälder Gurken: Als Senf-, Gewürz- und saure Gurken kommen sie heute nach nur noch 1-tägiger Zubereitungszeit auf den Markt. Das Geheimnis ihres besonderen Geschmacks bleibt wohl gehütetes Geheimnis der ca. zwanzig Spreewälder Einlegereien, doch weiß man immerhin von Basilikum, Zitronenmelisse, Wein-, Kirsch- oder Nussblättern, die als würzige Zutaten verwendet werden.
Während der Spargelsaison ist der Beelitzer Spargel in aller Munde, der heute auf fast 1000 Hektar angebaut wird und doch nie ausreicht, um die Nachfrage zu befriedigen. Schon der Dichterfürst Goethe, der einst auf dem Weg nach Weimar auch durch Beelitz kam, schrieb: “Der Spargel ist wahrlich der König aller Gemüse; bedauerlich nur, dass seine Herrschaft so kurz währt.”
Eine weitere Brandenburger Spezialität sind die Teltower Rübchen, eine würzige Zuchtform der weißen Rübe, die neuerdings eine Renaissance in der Gourmet-Küche erleben: ihr pikanter Wohlgeschmack und ihre milde Schärfe bei nur wenigen Kalorien macht sie zum preiswerten Geheimtipp für Feinschmecker.
Obstbrände und Süßigkeiten
Werder an der Havel ist ein bekanntes Obstanbaugebiet, dessen Obstsorten vornehmlich zu Obstlern verarbeitet werden – ein stark alkoholischer, aber dennoch sehr fruchtiger Genuss. Auch im Fläming kann man wohlschmeckende Liköre und Obstbrände verkosten und z.B. im Kloster Zinna die Herstellung des Zinnaer Klosterbruders besichtigen.
Womit wir im Reich der süßen Genüsse angekommen wären, nämlich beim Nachtisch, bei dem Brandenburg mit vielerlei erfreulichen Köstlichkeiten aufwarten kann, nämlich Kuchen, Torten und Spezialitäten wie z.B. die Plinsen: eine regionale Variante der Eierkuchen, die gerne mit Früchten serviert werden.
Das berühmte Fürst-Pückler Eis, das von einem Brandenburger Konditormeister erfunden wurde, hat es längst in die internationalen Kühltruhen geschafft. Traditionell besteht es aus Schokoladen- und Erdbeereis mit einer zusätzlichen Eis-Makronen-Masse, doch kennen wir heute vor allem die Variante aus Erdbeer-, Schoko- und Vanille-Eis, das mit seiner Lockerheit und geringeren Fetthaltigkeit auch allen mundet, die auf die schlanke Linie achten müssen.
“Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick hebb ‘ne Birn.”
Wem das immer noch zu gehaltvoll ist, der kann in Brandenburg ganz stilvoll zur Birne greifen, die Theodor Fontane mit seinem Gedicht über den freigiebigen Birnenverteiler Herrn von Ribbek auf Ribbek im Havelland berühmt gemacht hat. Seit 1999 lebt Carl Friedrich von Ribbeck, ein Urenkel in siebenter Generation, wieder in Ribbeck und produziert Birnen, Obstler („Ribbecks Birnenbrand“) und Essig. Er will dem Dorf die Vergangenheit als Erlebnisdimension erhalten, z.B. durch Veranstaltungen wie die jährliche „Ribbeker Sommernacht“ im alten Schloss, wo Klassik, Jazz, Artistik und Kleinkunst moderne und alte Zeiten aufleben lassen.
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