Allerlei aus Leipzig
In seiner jüngsten Geschichte wurde Leipzig zur Heldenstadt: 1989, als die regelmäßig stattfindenden Montagsdemonstrationen einen entscheidenden Beitrag zur unmittelbar bevorstehenden Wende in Deutschland leisteten. Die Stadt blickt jedoch auf eine wesentlich ältere Geschichte zurück, im 12. Jahrhundert bereits erhielt sie die Markt- und Stadtrechte.
Allerlei im Original
Zur Freude aller Genießer hat sich in Leipzig über die Jahrhunderte eine vielfältige Küche entwickelt. Leipziger Allerlei, weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, ist dabei nur eine der schmackhaften Spezialitäten. Das klassische Gericht, das häufig auch als Beilage serviert wird, besteht aus Erbsen, Möhren, Spargel und Morcheln. Dazu kommen Flusskrebse, Krebsbutter und Semmelklößchen.
Es ist also festzuhalten, dass Leipziger Allerlei im Original nicht das Geringste mit dem gleichnamigen Dosengericht zu tun hat. Lediglich einige der Zutaten sind identisch, das ist aber auch alles.
Vögel und Pflaumen
Ebenfalls recht bekannt sind die Leipziger Lerchen. Heutzutage handelt es sich hierbei um ein Makronentörtchen, das mit zwei gekreuzten Teigstreifen verziert ist. Früher verstand man darunter ein aus Feldlerchen zubereitetes Gericht – kein kleiner Unterschied! Das gleichnamige Gebäck wurde jedoch erst nach dem offiziellen Verbot des Vogelfangs in Sachsen im Jahr 1876 erfunden.
Im Ganzen gebratene Lerchen sind heute auf keiner Speisekarte mehr zu finden, schließlich ist der Verzehr von Singvögeln in Deutschland spätestens im 20. Jahrhundert gänzlich aus der Mode gekommen.
Auch Raben sind Singvögel, das ist nur wenig bekannt. Doch auch Leipziger Räbchen werden zum Glück nicht aus Raben gemacht, wie man vielleicht meinen könnte. Vielmehr handelt es sich um mit Marzipan gefüllte Dörrpflaumen, die in Bierteig gewendet und anschließend in Öl ausgebacken werden. Noch heiß gegessen handelt es sich um eine wohlschmeckende Köstlichkeit, eine klassische Süßspeise der bürgerlichen Küche.
Kaffeetempel mit Museum
Auch für die Freunde von Stadtbummel und Kaffeeklatsch bietet Leipzig so einiges. Zum Beispiel eines der ältesten kontinuierlich betriebenen Café-Restaurants Europas, das Coffe Baum. Hier gingen Komponisten und Poeten ein und aus, hier philosophierten Universitätsprofessoren an ihren Stammtischen. Heute beherbergt das Haus neben dem regulären Restaurant- und Cafébetrieb im Obergeschoss ein Museum mit über 500 Exponaten –von ursprünglichen orientalischen Elementen bis zur Meißner Kaffeeschale findet sich hier alles, was mit Kaffee zu tun hat.
Goethe im Keller
In dem wohl berühmtesten Restaurant Leipzigs, in Auerbachs Keller in der Mädlerpassage, soll es gewesen sein: Hier wurde Johann Wolfgang von Goethe zu seiner Tragödie Faust inspiriert. Ob das der Wahrheit entspricht, lässt sich nicht sagen. Sicher ist nur, dass das heute immer noch bestehende Traditionshaus selbst in dem Stück vorkommt. Einer amerikanischen Studie zufolge gehört es zu den zehn bekanntesten Gaststätten der Welt.
Bach und die Orgel
Leipziger Bachpfeiffen sind den Orgelpfeiffen zu Johann Sebastian Bachs Zeiten nachempfunden. Innen sind sie jedoch mit einer Giandulacreme gefüllt und außen mit einer feinen Kaffeekuvertüre umschlossen. Musik ist von den Edelpralinen also eher nicht zu erwarten. Dafür handelt es sich – neben anderen, wesentlich banaleren Anwärtern – um eine der längsten Pralinen der Welt.